Gedichtinterpretation

„Der Blinde und der Lahme“ Beispiel Gedichtinterpretation

Teil 1 Der Blinde und der Lahme Beispiel Gedichtinterpretation

Teil 2 Der Blinde und der Lahme Beispiel Gedichtinterpretation

Teil 3 Der Blinde und der Lahme Beispiel Gedichtinterpretation

Legende zur Gedichtsanalyse / Gedichtsinterpretation „Der Blinde und der Lahme“

Legende

  • Gelb markiert: weibliche Kadenzen (klingende Versenden)
  • Hellblau markiert: männliche Kadenzen (harte, stumpfe Versenden)
  • Vierhebiger jambus (unterstrichen)
  • Olivgrün markiert ist die direkte Rede des Lahmen
  • Hellgrün markiert habe ich das rhetorische Mittel des Chiasmus
  • Das rot und fett geschriebene „Helles Auge“ soll auf ein Bildnis hinweisen, was ebenfalls eine rhetorische Figur darstellt
  • Fett und Unterstrichen abgezeichnet ist das Wort „ALSO“ und soll auf eine Folgerung des lyrischen Ichs hinweisen.
  • Das hellgrau markierte „Du“ stellt eine Verallgemeinerung seitens des lyrischen Ichs dar.
  • Lila markiert und weiß gedruckt „Aus dieser Unvollkommenheit“ ist ein Hinweis zur Interpretation
  • Das rot markierte und schwarz unterstrichene „Wenn“ soll auf eine grammatikalische Bedingung hinweisen.
  • Der Pink markierte Imperativ ist grammatikalisch die Befehlsform und somit lässt sich darauf schließen, dass der Leser oder die Leserin einen Appell erhält.

Analyse Anhaltspunkte „Der Blinde und der Lahme“:

Das Gedicht „Der Blinde und der Lahme“ besteht aus sieben Strophen mit je vier Versen. Es handelt sich um Paarreime (Schema nach A A B B und Folgende…) und die Versenden bestehen jeweils aus weiblichen, klingenden (unbetonten) Kadenzen in den ersten beiden Versen einer Strophe und harten, stumpfen (betonten) Kadenzen jeweils im Vers 3+4, 7+8, 11+12 (…). Das Versmaß des Gedichts ist durchgehend ein vierhebiger Jambus, d.h., es ist immer die zweite Silbe betont, die erste jedoch ist unbetont. Vierhebig ist der Jambus, da es pro Vers vier betonte Silben gibt.

Die erste Strophe von „Der Blinde und der Lahme“ stellt eine Beispielhafte Einführung in eine Parabel oder ein Gleichnis oder ein Beispiel dar. Die zweite Strophe enthält eine direkte, wörtliche Rede des Lahmen und diese direkte Rede erstreckt sich bis auf das eingeschobene „sprache der Lahme“ bis zum Ende der dritten Strophe. Der Lahme mach den Vorschlag zum Ausgleich der Schwächen miteinander oder auch untereinander. In der dritten Strophe befindet sich ein Chiasmus. Das „helle Auge“ in der dritten Strophe ist ein Bild bzw. ein Bildnis / Symbol / Metapher (ganz sicher bin ich mir nicht, wo die Unterschiede liegen): Ein Auge ist nicht hell, jedoch sieht man im Hellen deutlich, gestochen scharf und farbenfroh: Man findet sich mit funktionierenden, starken Augen zurecht. Also soll das „helle Auge“ ein starkes, sicheres Sehen symbolisieren.

Die vierte Strophe enthält ein auffälliges Wort, es lautet „also“. „Vereint wirkt also…“ Also soll eine Folgerung des lyrischen Ichs sein. Das lyrische Ich schließt die Folgerung, dass der Blinde und der Lahme eine gemeinsame Stärke durch das Vereinen ihrer Schwächen haben. Ein weiterer Punkt dieser beispielhaften live Gedichtanalyse ist das „Du“ in der fünften Strophe. Das lyrische Du wird angesprochen, ohne dass es definiert oder beschrieben wird. Daher lässt sich hier darauf schließen, dass das „du“ der Leser oder die Leserin ist. Da das Gedicht von mehreren Menschen, bzw. von jedem beliebigen Menschen gelesen werden kann, handelt es sich hier um eine Verallgemeinerung. Die Phrase „Aus dieser Unvollkommenheit“ lässt sich wie folgt interpretieren: Schwächen sollen der Antrieb zum zusammenschluss einer Gemeinschaft oder Gesellschaft sein, es ist ähnlich wie ein Fazit oder die Grundbotschaft des Gedichts. Dieser Abschnitt gehört dann in die Interpretation. In der sechsten Strophe ist eine Bedingung, ausgelöst durch das Wort „Wenn“, zu finden: Die Schwäche ist eine Bedingung für die Gemeinschaft oder Solidarität beziehungsweise für Zusammenhalt. Am Ende des Gedichts, Anfang der siebten Strophe findet sich ein Imperativ, oder auch „Befehlsform“ genannt. Hier handelt es sich nicht um ein rhetorisches Mittel oder eine rhetorische Figur, aber auch grammatikalische Erscheinungen lassen sich analysieren und interpretieren. Bei einem Befehl handelt es sich an dieser Stelle um einen Appell: Nicht jammern, sondern bemühen, sich untereinander auszutauschen, wenn jemandem etwas fehlt oder wenn es klare Schwächen gibt. Nur der, der vollkommen ist, scheint sich bloß um sich selbst zu kümmern.