Notationskunde

Noten lesen lernen (Notationskunde)

Grundbegriffe (Notationskunde)

Der Tonraum (Notationskunde)

Noten lesen im Violinschlüssel (Notationskunde)

Noten lesen im Bass-, Tenor- und Altschlüssel (Notationskunde)

Rund um die Note

Pausen und Noten I (Notationskunde)

Versetzungszeichen und enharmonische Verwechslung (Notationskunde)

Ornamentik oder auch Verzierung (Notationskunde)

Lernsysteme (Notationskunde)

1. Noten lesen lernen (Notationskunde)

In diesem ersten Video wollen wir sowohl das Notenlesen lernen als auch uns Grundbegriffe wie Dynamik, Notensystem und Artikulation zu Gemüte führen. Ebenso werden wir uns mit dem am häufigsten gebrauchten Notenschlüsse beschäftigen: nämlich dem Violoinschlüssel. Ergänzend sprechen wir aber auch über den Bass-, den Tenor- und den Altschlüssel. Abegrundet wird das Video durch die sogenannten Versetzungszeichen, die legendären Kreuze und b’s. Und allein schon weil es Musiker gibt, die den legendären Moment der Stille – also die Pause – als eines der bedeutungstragendsten Elemente in der Musik betrachten, wollen wir ihr besonderes Augenmerk widmen. Vielleicht hast auch Du jemandem in Deinem Freundeskreis, der sich mit Leidenschaft dem Tortenbacken widmet oder sogar gelernte Konditorin ist? – Nun, was wäre eine Torte ohne eine schöne Verzierung? … Auch die Musik lebt von Verzierungen, aber auch in der Musikwissenschaft geht es nicht ohne Fachausdrücke, die aus dem Lateinischen stammen, weswegen man die Lehre der Verzierungskunst als Ornamentik bezeichnet.

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2. Grundbegriffe (Notationskunde)

Das Notensystem besteht in erster Linie aus Noten. Das Wort „Note“ erinnert an das Verb „notieren“. Doch was wird durch eine Note eigentlich im Notensystem aufgezeichnet? Nun, durch eine Note werden die einzelnen Töne eines Musikstücks in graphischer Form wiedergegeben. So, wie man in den Geisteswissenschaften von sprachlichen Zeichen, die Ferdinand de Saussure auch als Symbole bezeichnete, spricht – so kommt auch die Musikwissenschaft nicht ohne ihre Zeichen aus: und die wichtigsten unter ihnen sind eben die Noten. Stelle Dir eine Note einfach mal als ein „Lebewesen aus Fleisch und Blut“ vor, dann werden Dir auch die Fachbegriffe Notenkopf und Notenhals schnell in Fleisch und Blut übergehen. Ab der mittleren Notenlinie verlängert sich der Notenhals über die Notenlinien hinaus nach unten (also „halsüber“ gewissermaßen). Achtel- und Sechzehntelnoten (sowie auch 32tel, 64tel-Noten usw.) werden zusätzlich mit einem Fähnchen gekennzeichnet.

Sicher fragst Du Dich auch, was es mit den Punkten und den Strichen auf sich hat, die Du unter vielen Noten sehen kannst? Nun, dabei handelt es sich um die Spielanweisungen für die Musiker. Wann immer unter einer Note ein Punkt steht, bedeutet das im Klartext, dass Staccato gespielt werden muss. „Staccato“ kommt aus der traumhaft schönen italienischen Sprache und bedeutet übersetzt „abgestoßen“ oder „abgetrennt“. Stelle Dir jetzt mal eine Reihe dieser gepunkteten Noten vor – vielleicht hast Du schon eine Idee, was diese Artikulationsvorschrift, die vom Namen her ganz entfernt an das Stracciatella-Eis erinnert, bedeutet? Genau, das Staccato bewirkt, dass die einzelnen Töne „abgetrennt“ voneinander klingen, wodurch beispielsweise ein Spannungseffekt erzeugt werden kann oder auch vermittelt wird, dass ein spannungsgeladener Konflikt in der Handlung einer dramatischen Oper in der Luft liegt … Ja, durch all diese Sonderzeichen kann der Musiker improvisieren und seine Musik viel lebendiger gestalten – gewissermaßen feine Sinn-Nuancen erzeugen. Die Staccato-Töne klingen dadurch sehr kurz und hart, dass der eigentliche Notenwert geringfügig reduziert wird. Wenn ein Klavierspieler auf seiner Partitur eine ganze Reihe von gepunkteten Notenwerten sieht, dann weiß er, dass er die einzelnen Töne ein bisschen kürzer spielen soll, als beispielsweise ein e-moll oder ein c-dur eigentlich gespielt werden sollte. Hier kommt es besonders auf das Bauchgefühl, die Intuition, des Musikers an, der idealerweise beim Spielen aus dem Herzen heraus den genialen Spannungs-effekt beim Staccato erklingen lässt.

Aber es gibt noch andere Artikulationsvorschriften als die Punkte – beispielsweise die Linien bzw. Keile: sie bringen die besondere Betonung einer Note zum Ausdruck, wodurch dieser Ton ein bisschen lauter und härter angestoßen wird.

Und was hat es mit den teilweise wirklich langen Bögen auf sich? Nun, diese Artikulationsbögen verkuppeln die Noten, die unter ihnen sind, gewissermaßen, was bedeutet, dass die Noten „enger zusammenrücken“ und ohne jede akustische Unterbrechung gespielt werden sollen. Auch hier haben wir wieder einen italienischen Fachausdruck: Legato, wodurch ein fließender Übergang zwischen den einzelnen Tönen erzeugt wird – also das genaue Gegenteil des abgehackten Staccato-Effekts. Auf Französisch bedeutet Legato übrigens Liaison, was eine feste Beziehung zwischen zwei Menschen bezeichnet. Legato verbindet also, während Staccato trennt – und Legato ist weich und gebunden, wohingegen Staccato hart klingt.

Nun wollen wir über die Kreuze sprechen. Bei ihnen handelt es sich um so genannte Versetzungszeichen, durch die die eigentlichen Stammtöne, die durch eine Note graphisch dargestellt werden, um einen Halbton erhöht werden. Sie sind ein bisschen so wie das Sahnehäubchen auf dem Cappuccino, durch die der Cappu in der Tasse noch einmal um die Hälfte der Höhe, die die Flüssigkeit einnimmt, erhöht wird. Für die durch Kreuze erhöhten Töne gibt es eigene Notennamen: Stell Dir einfach ein F vor, das durch ein Kreuz um die Hälfte seines Notenwertes erhöht wird. F plus Kreuz ergibt die Fis – und aus einem C, das durch ein Kreuz erhöht wird, wird ein Cis. Ebenso verwandelt ein Kreuz die Note E in ein Es. Aber natürlich lässt sich dieser Effekt der Verlängerung auch rückgängig machen – und zwar durch die so genannten Auflösezeichen. Ab dem Moment, wo Du ein solches Zeichen entdeckst, wird der Verlängerungseffekt der Kreuze wieder rückgängig gemacht, so dass beispielsweise aus einem Fis wieder das pienormale F wird. Und so, wie man in seinem Stammcafé auch einen doppelten Espresso bestellen kann, so gibt es auch in der Musik doppelte Versetzungszeichen, z.B. Doppel-Kreuze. Ein F, auf das ein Doppelkreuz folgt, wird also um einen Ganzton erhöht – ist ja klar, denn jedes Kreuz erhöht ja um einen halben Ton, so dass zwei von ihnen zwangsläufig um einen ganzen Ton erhöhen. Aus einem F mit einem Doppelkreuz wird somit nicht nur ein Fis, sondern sogar ein G, denn das G ist der nächste Ganzton der musikalischen Tonleiter. Aus einem C mit Doppelkreuz wird demnach ein D und aus einem A nicht nur ein Ais, sondern sogar ein H, da das H der benachbarte Ganzton des H ist. Präge Dir bei dieser Gelegenheit am besten die C-Dur-Tonleiter ein: C-D-E-F-G-A-H-C

Und dann gibt es noch die „kleinen süßen Noten“, wie Kia sie so charmant nennt: Sie werden als sogenannte Vorschlagsnote

vor die eigentliche Note geschrieben. Sie werden aber nicht mitgezählt, aber dennoch vom Musiker dezent berücksichtigt. Die Vorschlagsnoten sind Teil der Ornamentik, also der Verzierungen, durch die der Musiker auf geniale Weise improvisieren und subtile Gefühle und Empfindungen in der Musik auf eigene Weise zum Leben erwecken kann. Du weißt schon, weswegen? Weil diese Vorschlagsnoten vom Musiker zwar mitberücksichtigt werden, er jedoch einen Spielraum hat, wie luftig leicht oder doch ein bisschen intensiver er diese „Anhängsel-Noten“ vor den eigentlichen Noten denn zu spielen gedenkt.

Die Striche, auf die zwei Punkte (also gewissermaßen ein Doppelpunkt) folgt, sind ein Wiederholungszeichen und bedeutet in unserem Beispiel, dass das Zweitaktgebilde wiederholt, also neuerlich gespielt wird – doppelt hält bekanntlich besser, und durch die Wiederholung geht beispielsweise eine eindringliche, spannungsgeladene Atmosphäre bei den Zuhörern im Konzertsaal stärker unter die Haut. Auch wir Lehrer und die Lernpsychologen schwören ja auf den Wiederholungseffekt beim Lernen.

Durch ein Gabel-Symbol, deren Spitze nach links zeigt (was an das „Kleiner als-Zeichen“ in Mathe erinnert), wird angezeigt, dass die Musik von Ton zu Ton lauter werden soll – man spricht von einem Crescendo. „Crescere“ bedeutet aus dem Italienischen übersetzt „wachsen“. Stell Dir den Effekt vor, der im Konzertsaal durch so ein Crescendo erzeugt wird, wenn es von Ton zu Ton lauter wird … Wow, da scheinen aber nicht nur die Töne, sondern auch die Spannung zu steigen – und der Spannungsbogen schnellt in die Höhe, um schließlich seinen Höhepunkt zu erreichen. Aber natürlich ist der gegenteilige Effekt, also dass die Musik von Ton zu Ton leiser wird, ebenso möglich: Nun zeigt die Spitze der Gabel nach rechts (ein bisschen wie das „Größer als-Zeichen“ der Mathematik), und der italienische Name fürs dieses Immer-leiser-und-leiser lautet

Decrescendo. Wir sind nun schon mittendrin im spannenden Feld der Dynamik, machen wir also gleich weiter … Wenn Du auf der Partitur ein f siehst, ist das auch eine Abkürzung für ein italienisches Wort, nämlich forte: So, wie ich meinen Cappuccino gerne „forte“ mag, also besonders stark und kräftig, so müssen auch Töne, in deren Nähe ein Forte steht, besonders dynamisch und kraftvoll gespielt werden. Dies gilt natürlich erst recht für das ff, also ein doppeltes Forte, das dem Auftrag an den Musiker, diese Töne doch bitte besonders kraftvoll und energiegeladen und laut zu spielen, einen besonderen Nachdruck verleiht. Mezzoforte, kurz mf, ist die goldene Mitte und bedeutet „mittellaut“ – ebenso, wie mezzopiano (mp) mittelleise bedeutet … Ahja: Piano bedeutet leise und ist somit das Gegenteil von forte … all dies sind übrigens die ersten Adjektive, die man im Italienischunterricht lernt … gönnt Euch den Luxus, diese traumhafte Sprache zu lernen – sie klingt so schön wie richtig gute und melodische Musik :-). ppp, also ein dreifaches piano, klingt so, dass die Töne zwar flüsterleise sein mögen, vom Gehör der Zuhörer aber dennoch sehr wohl registriert und somit auch genossen werden können. In aller Regel ist nach dem vierten p und dem vierten f Schluss, aber einige Komponisten gönnen es sich, von dieser Regel ein Stück weit abzuweichen und sich vielleicht ein ppppp zu gönnen, so dass die Töne in jenem Bereich so leise klingen werden, dass sie nahe an der akustischen Schwelle unseres Gehörs liegen müssen – man hört sie wahrscheinlich „so gerade eben noch“.

Ein s vor dem f bedeutet, dass der Ton durch das Forte nicht nur lauter wird, sondern zugleich auch sehr stark angeschlagen wird – der Forte-Ton bekommt gewissermaßen durch das s einen gehörigen Ruck versetzt.

Doch auch das Tempo macht die Musik: Lento bedeutet langsam, während allegro schnell bedeutet … Vielleicht ist die Schönheit dieser Tempobezeichnungen ein Anreiz für Dich, Italienisch zu lernen. Es gibt beispielsweise ein Italienisch-Lehrbuch, das Allegro heißt – denn „allegro“ heißt nicht nur schnell, sondern auch fröhlich und freudvoll. Durch diese schnelle Tonfolge kann also eine sehr emotionsgeladene, freudvolle Energie im Konzertsaal erzeugt werden. Musik lebt und ist manchmal Vivace, also lebhaft, lebendig und munter – manchmal aber auch ein bisschen zögerlich, Andante, so dass die Töne langsamer gespielt werden – so, als würden sie ganz gemütlich flanieren und dahinschreiten. Das krasse Gegenteil von Andante wäre Presto, denn nach einem Presto werden die Töne „wie im Flug“ gespielt, also rasant und geschwind, was in der Extremform des Prestissimo seinen Gipfelpunkt erreicht – jene Töne folgen äußerst schnell aufeinander. Die geniale Kombination von langsamen Tempi wie Adagio (langsam, „gechillt“ und seelenruhig), mittleren Tempi wie Andante und schnellen Tempi wie dem Presto erzeugt ebenso geniale Effekte im Konzertsaal. Denn ein schweres Grave-Tempo erzeugt in den Seelen der Zuhörer eine ernste und nachdenkliche Stimmung, während ein fröhliches Allegro Freude in die Bude bringt

:-).

Eine Zahl in der Partitur gibt an, wie schnell die Schläge pro Minute sind – also gibt sie Auskunft über die beats per minute. So entspricht das freudvoll-belebte Allegro etwa 120 beats per minute. Dem gemäßigten Moderato entsprechen hingegen etwa nur 80 Schläge pro Minute.

Zusammenfassung

1. Noten lesen lernen

In diesem Video wird euch eine Übersicht über diese Video-Lernreihe gegeben und ich gebe noch einige Stichwörter an, die in den Videos vorkommen, damit das Durchklicken durch diese Reihe möglichst praktisch ist.

2. Grundbegriffe

Bei den Grundbegriffen geht es um Notenlinien, -system, -zeile sowie die Position der Angaben für Dynamik, Tempobezeichnung und Artikulationsanweisungen zwischen bzw. an Notenzeilen.

3. Tonraum

Der Tonraum umfasst mehrere Oktaven. Die Benennung der Noten (Subkontra-Bereich, Kontra-Bereich, Großer, Kleiner und ein- bis mehrfach gestrichener Bereich) wird hier verdeutlicht.

4. Violinschlüssel

Das Lesen des Violinschlüssels (oder auch G-Schlüssels) erkläre ich in diesem Video mit einem grundlegenden System, nach dem Notennamen abgezählt werden können sowie mit ein paar Eselsbrücken bzw. „Kenn-Noten“.

5. Bass-, Tenor- und Altschlüssel

Mit bekannten Mitteln werden die beiden C-Schlüssel und der F-Schlüssel erläutert. Der Zentrale Knotenpunkt bzw. der Schwerpunkt des Schlüssel-Symbols gibt die Linie an, auf der der zentrale Ton liegt.